Aachener Tuchfabriken
Architektonische Reste einer industriellen Vergangenheit in Aachen.
In Zusammenarbeit mit Daniela Berheide.
Auszeichnungen / Ausstellungen:
Ausgestellt im Ludwig Forum Aachen, 2011
Architektonische Reste einer industriellen Vergangenheit in Aachen.
In Zusammenarbeit mit Daniela Berheide.
Ausgestellt im Ludwig Forum Aachen, 2011
Meine Arbeit „Ritual“ wirft einen Blick auf Rituale, die den Alltag unserer Gesellschaft täglich prägen, ohne sie jedoch direkt abzubilden. Vielmehr beschäftigt sie sich mit den Spuren, die diese Rituale in uns und unserer Umgebung hinterlassen. Tag für Tag, Woche für Woche oder einmal im Jahr – über viele Generationen und Jahrhunderte hinweg. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie einen religiösen oder nicht-religiösen Hintergrund haben. Wenn das Ritual bgeangen ist und die Menschen das Geschehen verlassen, bleiben nur ihre Spuren zurück. Über die Jahre prägen diese Rituale unseren Alltag und unsere Umwelt. Alles um uns herum könnte durch diese Rituale entstanden oder verändert worden sein. So entstand die Idee von der These, die Welt als zufälliges Ergebnis aus einer Menge von Ritualen zu sehen. Von Mal zu Mal tragen sie eine Kleinigkeit dazu bei, eine größere Spur zu hinterlassen, die bis über den Tod der Menschen hinaus präsent bleibt.
Auf den Spuren meines verstorbenen Vaters.
Mit den Planungen und Bauarbeiten für den geheimen Atombunker Warnamt Eifel (K 804) der Landesregierung Nordrhein-Westfalen wurde im Jahr 1962, zur Zeit des Kalten Krieges, begonnen. Im Falle eines Atomangriffs sollten der Ministerpräsident des Landes und 200 weitere Mitglieder der Landesregierung sowie Fachkräfte und Experten für 30 Tage Schutz in dem Bunkerkomplex finden, um die Regierungsgeschäfte weiterführen, die Bevölkerung informieren und gegebenenfalls Evakuierungsmaßnahmen einleiten zu können.
Der Bunker befindet sich in Kall-Urft im Kreis Euskirchen, lediglich 35 Kilometer von dem Regierungsbunker bei Ahrweiler entfernt, in dem Bundespräsident und -kanzler sowie 3 000 weitere Personen im Ernstfall Schutz gefunden hätten. Unter höchster Geheimhaltung war der Ausweichsitz NRW der erste Bunker einer Landesregierung, der gebaut wurde. Etwa 1 000 Quadratmeter ist der Komplex groß und erstreckt sich über vier Etagen. Funktional und technisch ist der Schutzraum so eingerichtet, dass er jede Form von Luxus entbehrt, Grundbedürfnisse im Kriegsfall allerdings hätten bedient werden können. Der Haupteingang des Bunkers ist getarnt durch eine einfache Doppelgarage, die sich heute auf einem Privatgrundstück neben einem Wohnhaus befindet.
Aufgrund der politischen Entspannung im Ost-West-Konflikt seit 1989 beschloss die Landesregierung Nordrhein-Westfalens im Jahr 1993, wie viele weitere Landesregierungen Deutschlands in dieser Zeit, ihren Ausweichsitz aufzugeben. Tochter und Schwiegersohn des ehemaligen Hausmeisters des Atombunkers erwarben den Komplex samt Areal vom Land Nordrhein-Westfalen und pflegen bis heute das gesamte Inventar. Das Relikt des Kalten Krieges ist nach all den Jahren noch voll funktionsfähig und gibt als Zeitzeugnis Einblicke in die tief sitzenden Ängste der damaligen Regierung und Bevölkerung vor einem Atomkrieg.
Die nüchterne fotografische Dokumentation über den gesamten Bunkerkomplex sowie das Areal, das sich oberhalb der Bunkermauern befindet, soll eine analytische Übersicht über ein geschichtsträchtiges Bauwerk der Bundesrepublik Deutschland verschaffen, das Millionen D-Mark verschlungen hat und glücklicherweise nie in Anspruch genommen werden musste.
In Zusammenarbeit mit Daniela Berheide.
Die schönsten deutschen Bücher 2012 (Stiftung Buchkunst, Ausstellung im Stadtarchiv Bielefeld, 05/2013)
Leipziger Buchmesse (Stand IFB, 2013)
Erstwerk 2012 (Institut für Buchgestaltung Bielefeld, IFB)
Sie liegen abgelegen, verwinkelt und getarnt, aber auch mittendrin im Geschehen, im flüchtigen Blick des alltäglichen Trubels: sogenannte „Babyklappen“. Eine fotografische Reise durch NRW zeigt 25 der kontrovers diskutierten Einrichtungen zur anonymen Kindesabgabe aus architektonischer Sicht.
In ihrer Bezeichnung, ihrer Funktionsweise und ihrem Aussehen sind sie teilweise sehr unterschiedlich, doch eines haben sie alle gemeinsam: hier trennen sich die Leben von Müttern und Kindern, verwischen sich die Spuren von Kindheiten, spielen sich persönliche Tragödien ab – und zerreißt es die Gesellschaft in Diskussionen um Recht, Moral und Gewissen.
Formen der Babyklappe gibt es, den meisten eher unbekannt, bereits seit dem frühen Mittelalter in vielen Ländern Europas. Damals wie heute stand hier die Absicht im Vordergrund, der illegalen Aussetzung oder Tötung von Neugeborenen (Neonatizid) entgegen zu wirken. Die mittelalterlichen „Drehladen“ verschwanden bis in das 20. Jahrhundert gänzlich, doch seit dem Jahr 2000 bis heute gibt es in Deutschland wieder um die 100 moderner Babyklappen -fenster oder -türen. Diese Einrichtungen sind eine von drei Möglichkeiten der anonymen Kindesabgabe in der BRD, neben der anonymen Geburt im Krankenhaus und der anonymen Kindesübergabe. Die Identität der Mutter bleibt in allen dieser Verfahrensweisen auf Wunsch gänzlich unbekannt, das Neugeborene wird medizinisch versorgt und in Kurzzeitpflege gegeben. Für mindestens acht Wochen hat die Mutter die Möglichkeit, ihre Anonymität aufzugeben und das Kind unter Zuhilfenahme von Beratungsstellen und des Jugendamtes zurückzunehmen. Geschieht dies nicht, kommt das Kind in Langzeitpflege oder in eine Adoptionsfamilie.
Seit Aufbau der ersten Babyklappen werden die Einrichtungen diskutiert und kritisiert. Dabei keimen nicht nur emotionale Reaktionen und moralische Bedenken auf, sondern auch juristische Ungereimtheiten und statistische Erhebungen schlagen Wellen in der Öffentlichkeit. Dies war der Grund einer vom Bundesamt für Familie in Auftrag gegebenen Studie (2011), die Angebote zu untersuchen und auszuwerten. Kritisiert werden darin das Fehlen einer eindeutigen juristischen Grundlage, einheitlicher Standards, staatlicher Kontrollinstanzen zur Überwachung und Dokumentation sowie mangelhafte Vernetzung und Kommunikation zwischen den Ämtern und den Trägern. Laut Auswertungen des Kinderhilfswerks terre des hommes sind zudem die Fallzahlen illegal ausgesetzter oder getöteter Neugeborener seit Eröffnung der Babyklappen nicht zurückgegangen, womit ihr ursprüngliches Ziel nicht erreicht wurde. Kinderrechtler verweisen außerdem auf das Recht zur Kenntnis über die eigene Abstammung und Herkunft eines jeden im Verfassungsrecht.
Familienministerin Kristina Schröder fordert in einem Gesetzesentwurf die Einführung der sogenannten „vertraulichen Geburt“, bei der personenbezogene Daten gespeichert werden und dem Geborenen nach 16 Jahren behördlich ausgehändigt werden dürfen. Diese würde die anonyme Geburt ablösen, die Zukunft der Babyklappen jedoch ist ungewiss. Das Familienministerium möchte die Abgabe in einer Klappe „in Ausnahmefällen“ weiterhin ermöglichen, doch dies lässt sich mit dem geplanten Gesetz zur vertraulichen Geburt schwerlich vereinbaren. Unter Kritikern gilt die vertrauliche Geburt zudem nicht als geeignete Alternative für viele Frauen in Not.
Mario Wallenfang hat sich fotografisch auf die Suche nach diesen umstrittenen Orten gemacht, in dem mit 25 Einrichtungen klappenreichsten Bundesland der BRD, Nordrhein-Westfalen. Auf den ersten Blick erscheinen sie wie eine wahllose Sammlung banaler Architektur: Hinterhöfe, Krankenhäuser, eine Villa, eine Garage, das Ein-Familienhaus. Die Kamera wahrt Distanz, schafft klare Linien und wertet nicht. Auf den zweiten Blick bekommen die Bilder jedoch eine beklemmende Gemeinsamkeit. Nämlich dann, wenn der Betrachter erkennt, dass sich in jeder der unscheinbaren Fassaden ein Fenster oder eine Tür befindet, hinter der sich eine Babyklappe versteckt. Die Orte lüften ihr Geheimnis, der Betrachter ist nun kein Passant mehr, sondern Eingeweihter. Er kann nun weitergehen, wegsehen oder die Augen verschließen. Oder aber er stellt sich der Frage, welche Not eine Frau erleiden muss, ihr Kind hier abgeben zu wollen.
„Unterwelten. Die andere Sicht der Dinge“ (LWL-Industriemuseum, Ziegelei Lage, Ausstellung vom 6.4. bis 28.9.2014)
„Klappen. Fenster. Türen.“ von Mario Wallenfang. >Hier bestellen<
„Unterwelten. Die andere Sicht der Dinge“, Katalog zur Ausstellung. ISBN: 9783837512083; >hier bestellen<
Von Anfang an als Provisorium gedacht und mit räumlich stark begrenzten Möglichkeiten, entwickelte die Stadt Bonn, Adenauers »Rheinische Provinz«, ihren eigenen Hauptstadtcharme und repräsentierte die neue Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg in angemessener Zurückhaltung.
So wie in der Politik, sollte sich diese Besonnenheit auch in der Architektur widerspiegeln: klare, nüchterne Strukturen, pragmatische Bauweise, geringe Baukosten und ein zügiger Aufbau standen im Vordergrund. Jedoch wurde zunächst nur das Nötigste gebaut, vieles wurde aufgekauft und provisorisch als Bürogebäude hergerichtet.
So verabschiedete der parlamentarische Rat das deutsche Grundgesetz zwischen ausgestopften Tieren im Zoologischen Museum König, Bundeskanzler Konrad Adenauer bezog das Büro des Museumsleiters, Botschaften richteten sich in beengten Villen und Hotels ein und im gesamten Regierungsviertel schossen graue Bürogebäude aus dem Boden – all dies unter den Augen der Alliierten Hohen Kommission, die im Luxushotel Petersberg hoch auf der gegenüberliegenden Rheinseite thronte und die Gründung der Bundesrepublik Deutschland bewachte.
Mit der Wiedervereinigung von Ost und West kam der absehbare Umzug nach Berlin, und aus der ehemaligen Bundeshauptstadt wurde die Bundesstadt Bonn. Per Bonn-Berlin-Gesetz wurde der Stadt zugesichert, einen Teil der Bundesministerien und -einrichtungen mit Erstsitz behalten zu dürfen. Zudem sind das Palais Schaumburg und die Villa Hammerschmidt heute Zweitsitz des Bundeskanzlers und -präsidenten und stehen unter strenger Bewachung.
Die Stadt hat sich seit dem Umzug stark gewandelt, die Architektur des politischen Bonn ist jedoch weitestgehend erhalten. Wie damals nach dem Zweiten Weltkrieg hat man sich einige Bauten wieder zunutze gemacht und ihnen eine neue Funktion zukommen lassen. Mit dem Einzug der Vereinten Nationen rückte die Stadt in den letzten Jahren wieder mehr in das Licht der Weltpolitik und erhielt so auch ein Stück ihres Hauptstadtflairs zurück.
Theodor Heuss, erster deutscher Bundespräsident, bezeichnete die Stadt seinerzeit als Transitorium: eine provisorische, aber bedeutende Station auf dem Weg zur deutschen Demokratie.
Bachelorarbeit, 2015.
Werkschau FH Bielefeld (30.01.-01.02.2015, FH Bielefeld für Gestaltung, Lampingstraße 3, 33615 Bielefeld)
Zu Zeiten des Nationalsozialismus haben sich in ganz Deutschland schockierende Ereignisse zugetragen, die den Menschen Leid und Tod brachten. Die Erinnerung an die vielen persönlichen Schicksale verblassen mit dem Tod der Hinterbliebenen, so wie das Papier der Geschichtsbücher und Fotografien in den Archiven.
Die Fotografen Sebastian Schmidt und Mario Wallenfang haben diese Bilder mit Hilfe des Bielefelder Stadtarchivs hervorgeholt und wieder aufleben lassen.
Mehrere verheerende Bombenangriffe im zweiten Weltkrieg und der Wandel der Zeit haben das Stadtbild Bielefelds stark verändert. Trotzdem konnten die Originalschauplätze ausgewählter Fotografien für dieses Projekt aufgespürt werden. Sie wurden nachfotografiert und so miteinander vereint, so dass sie einen Platz inmitten der gegenwärtigen Alltagswelt zurückbekommen und in der Erinnerung nicht ‚verblassen‘.
Die entstandenen Bilder vermitteln ein erschauderndes Gefühl dessen, wie präsent Fanatismus, Unterdrückung, Tod und Zerstörung direkt vor der eigenen Haustür waren.
In Zusammenarbeit mit Sebastian Schmidt.
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